Buchstadt St.Gallen – eine neue Initiative für die Region
Am Standortforum 2012 entstand die Projektidee, jetzt startet «Buchstadt St.Gallen» als Verein unter dem Präsidium von Alt Regierungsrätin Kathrin Hilber durch. Aus dem Kern der Gründungs-Institutionen heraus soll eine Bewegung entstehen, die sich als Buch-Lobby für die Region St.Gallen versteht und einerseits die verschiedenen Akteure besser vernetzt, anderseits die Sichtbarkeit der verschiedenen Aktivitäten nach aussen verbessert.
Projektidee Buchstadt St.Gallen überzeugte am 2. Standortforum
Die Region Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee organisierte im Januar 2012 das 2. Standortforum. Ziel des Anlasses war, gemeinsam Ideen in wirkungsvolle Projekte zu verwandeln. Die Teilnehmenden entwickelten rund 50 Projektideen, von denen neun am Forum prämiert wurden. Darunter auch die Idee der Buchstadt St.Gallen. Mit Hilfe der Prämie konnten die Initianten die Projektidee in einem Vorprojekt konkretisieren. Aufgrund des überzeugenden Vorprojektes hat die Region entschieden, die Umsetzungsarbeiten des Vereins Buchstadt St.Gallen mit Fr. 60’000.– im Sinne einer Anschubfinanzierung zu unterstützen.
Buchkultur in der Region St.Gallen: Tradition mit Zukunft
Die Stiftsbibliothek als Teil des Stiftsbezirks mit UNESCO-Weltkulturerbe-Status ist zweifellos das touristische Aushängeschild St.Gallens. Sie steht sinnbildlich für die über 1200 Jahrezurückgehende Tradition von Studium, Produktion, Pflege und Vermittlung von Büchern und Literatur in St.Gallen. Doch es genügt nicht, die historischen Schätze nur zu bewahren und auszustellen: Vielmehr bilden sie die Wurzeln für eine aktuelle, gelebte Buchkultur – nicht nur inder Stadt, sondern in der ganzen Region St.Gallen. Die Kantonsbibliotheken pflegen ihre Spezialabteilungen, und zahlreiche Fach- und Publikumsbibliotheken schärfen das kulturelle Profil der Region. Die kürzlich mit dem Preis «Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2013» ausgezeichnete Kunstbibliothek im Sitterwerk und die Textilbibliothek sind nur zwei Beispieledafür.
Bibliotheken sind mehr als nur «Bücherspeicher», sie sind Orte der Bildung, Begegnung und Kultur und können sich den gesellschaftlichen Trends nicht entziehen. So stellen sich unsere Bibliotheken auch erfolgreich den digitalen Herausforderungen. Mit derzeit rund 500 Titelnbilden die Codices Electronici Sangallenses (CESG) den mit Abstand grössten Bestand andigitalisierten Handschriften in der Schweiz. Die «Digitale Bibliothek Ostschweiz» (Dibiost), vor vier Jahren von der Kantonsbibliothek Vadiana lanciert, ist heute die grösste E-Bibliothek der Schweiz, und den derzeit 24 Ostschweizer Bibliotheken werden sich bald über 50 Bibliothekenaus dem Kanton Zürich anschliessen.
Auch im Bereich der Buchgestaltung und Typografie kann St.Gallen vor dem Hintergrund eines reichen Erbes die Zukunft gestalten: Angefangen bei der handschriftlichen Buchkunst im klösterlichen Skriptorium über die Gründung der St.Galler Zeichenschule im Jahr 1783, eine der ältesten Kunstgewerbeschulen der Schweiz und heutige Schule für Gestaltung, spannt sich der Bogen in die Gegenwart, mit international anerkannten Gestaltern wie Jost Hochuli und Roland Stieger, und dem internationalen Typografie-Kongesss «Tÿpo».
Zur Buch- und Literaturlandschaft in der Region gehören auch Autorinnen und Autoren der unterschiedlichsten Sparten, engagierte Verleger, qualitätsbewusste Druckereien und Buchbinde-Ateliers ebenso wie Buchhändlerinnen und Buchhändler, die sich um die kulturelle Vielfaltbemühen. Weitere Vermittlerinnen und Vermittler sowie Veranstaltungen wie die Literaturtage«Wortlaut» runden das Bild einer lebendigen «buchaktiven» Szene ab. Mit der Firma Namics ist auch eine führende Agentur im Bereich des Digital Publishing in St.Gallen beheimatet.
Buchstadt St.Gallen: Von der Projektidee zum Verein
«Mir kam die Idee spontan an jenem Morgen, als ich auf dem Weg zum Standortforum war: Warum gibt es kein ‹Dach› für das in der Region St.Gallen doch sehr präsente Thema ‹Buch›?» ,sagt Clemens Lüthi, damals Leiter des Gossauer Hochbauamts und heute Mitinhaber der Gutenberg Buchhandlung, der als Projektinitiator bei der Standortforum-Jury ins Schwarze getroffen hatte. Zusammen mit zwei weiteren Standortforum-Teilnehmern, Markus Guggerund Claudius Krucker, begann er in der Folge in Gesprächen mit zentralen Buch-Akteuren, die Idee zu diskutieren und vertiefen. Nach zwei «runden Buchtischen», wie sie die Treffen nannten, stand fest, dass als Träger ein Verein gegründet und in diesem Kreis weiter an der Strategie gearbeitet werden sollte. Als Präsidentin für den jungen Verein konnte Kathrin Hilber gewonnen werden, die sich schon in ihrer 16jährigen Tätigkeit als Regierungsrätin stark für Kultur und insbesondere die St.Galler Themen «Buch und Tuch» eingesetzt hatte.
Für die Beteiligten ist klar: Es braucht nicht einen weiteren Veranstalter von literarischen Events. Die Funktion des Vereins «Buchstadt St.Gallen» soll vielmehr die Rolle eines Vernetzers unter den bestehenden Akteuren übernehmen und mit einem gemeinsamen Auftritt die Sichtbarkeit der Angebote und Initiativen verbessern. Der Verein will auch neue Projekte und Aktivitäten anstossen und fördern, dabei aber existierende Strukturen berücksichtigen. «Wir haben nicht das Ziel, bestehende Angebote und Initiativen zu konkurrenzieren, sondern wollen die Kräftebündeln», stellt auch Mitinitiant Claudius Krucker klar.
Wirkung nach innen: Vernetzung der Akteure
Das erste Ziel des Vereins liegt darin, die Buch-Akteure in der Region untereinander besser zuvernetzen – disziplinenübergreifend entlang der gesamten kulturellen Wertschöpfungskette. Die punktuelle Zusammenarbeit, wie sie beispielsweise im Rahmen der Literaturtage «Wortlaut» bereits heute schon erfolgt, soll verstetigt werden. Auch will der Verein eine Plattformbieten, um die Veranstaltungsplanung koordinieren und Terminkollisionen soweit möglich vermeiden zu können. Auch sieht der Verein (anders als der Name vermuten lässt) explizit nicht nur die Stadt St.Gallen als geografisches Wirkungsgebiet, sondern möchte Akteure und Aktivitätenaus der gesamten Region Appenzell – St.Gallen – Bodensee erfassen und mit einbinden.
Ein erstes Ergebnis der von «Buchstadt St.Gallen» geförderten Zusammenarbeit sind Logo und visueller Auftritt des Vereins, die von der St.Galler Schule für Gestaltung entwickelt wurde. Die Studierenden der Fachklasse Grafik erarbeiteten im Rahmen des Unterrichts Gestaltungsvorschläge, die sie auch selber vor dem «Kunden» präsentierten. Die Gewinnerin Marisa Müller wurde anschliessend für die finale Ausarbeitung von der Schule und einem Büro für Visuelle Kommunikation begleitet.
Wirkung nach aussen: Sichtbarmachung durch Bündelung
Nach aussen, gegenüber der Bevölkerung in der Region und darüber hinaus, will «BuchstadtSt.Gallen» ein gemeinsames Dach für die Präsentation der Aktivitäten und Angebote bilden. Umgekehrt sollen auch die Mitglieder ihre Zugehörigkeit zum Verein mit der Nutzung des Buchstadt-Logos zeigen und so die Idee «Buchstadt» weitertragen.
Durch gezielte Auftritte als Co-Veranstalter will sich «Buchstadt St.Gallen» zudem als Qualitätssiegel für hochstehende Veranstaltungen und Angebote aufbauen und etablieren.
Schrittweises Vorgehen
Nach den bisherigen Arbeiten im Kreis der Gründungsmitglieder startet der Verein im April nun durch: Die Verbreiterung der Mitgliederbasis bei den Buch-Akteuren in der Region steht dabei im Mittelpunkt, mit einer Einladung per Mail und einer Informationsveranstaltung am 19. Aprilin der Lokremise. Mit Plakaten bei «Das Buch an der OFFA» vom 10. bis 14. April und als Co-Veranstalter der 2. St.Galler Buch-Biennale vom 16. bis 23. April präsentiert sich BuchstadtSt.Gallen aber auch dem breiteren Publikum. Zudem geht am 3. April die Website www.buchstadt.ch als Informations- und Vernetzungsplattform mit der Buchstadt-Agenda und Mitgliederprofilen online, die in einem zweiten Schritt um einen Mitgliederbereich erweitert wird.